2008 (39 Jahre)

     2021 (52 Jahre)


MULTIPLE SKLEROSE

2008 Krankheit als game/life-changer


 Animiert und motiviert durch die offenherzige Erzählung meiner Liebsten Susanna über ihre Autoimmunerkrankung 

HIER nachzulesen

 

möchte ich für all jene, die es interessieren könnte oder für die es vielleicht hilfreich sein könnte, eine heute mittlerweile gut verstaubte Tür in mir öffnen und über einen für mich sehr einschneidenden Abschnitt aus meinem Leben erzählen.

 

Meine DIAGNOSE erhielt ich im März 2008 (im Alter von 39 Jahren):

 

Vorweg ein Geständnis. Es ist gar nicht so einfach davon zu schildern. Nicht deswegen, weil ich mir schwer tue darüber zu schreiben, sondern weil es schon soooooo lange her ist (über 13 Jahre) und ich schon eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr so intensiv an meine schulmedizinisch nach wie vor bestehende Krankheit gedacht habe.

 

Ich werde also ein wenig in meinem Oberstübchen kramen müssen, um all die verblasten Erinnerungen zu finden und sie dann später genau dort wieder abzulegen wo ich sie gefunden habe, sobald meine Erzählung beendet ist.

 

Meine Krankheit gehört für mich in meine Vergangenheit – sie war wichtig und raumfordernd– ich habe sie gehört, habe reagiert, sie akzeptiert und mich letztlich bedankt und habe ihr nach einer gewissen Zeit wieder ihren Platz zugewiesen.

 

Sie ist kein aktiver Teil meines Lebens im JETZT und muss sich daher auch nicht mehr lautstark bemerkbar machen.

 

Encephalomyelitis disseminata (ED) oder vielleicht besser bekannt unter Multiple Sklerose (MS) nennt sich meine lehrreiche Plage.

 

Eine chronisch zerstreute Hirn- und Rückenmarksentzündung, also eine Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems (Gehirn, Rückenmark, Sehnerv). Dabei zerstört das eigene Immunsystem Teile der Nervenfasern, die für die Weitergabe von Impulsen zuständig sind. Oft verlaufen die Symptome schubförmig. Trotz Fortschritten in der Therapie ist diese Krankheit immer noch unheilbar. Größenordnung ca. 200.000 MS Patienten in Deutschland, ca. 14.000 in Österreich.

 

Ich ging gerne laufen in meiner Freizeit und bereitete mich auf einen Halbmarathon vor, als ich eines Tages im Oktober 2007 während des Duschens nach absolviertem Trainingslauf ein Kältegefühl im rechten Unterschenkel bemerkte. Dieses Auftreten von Sensibilitätsstörungen breitete sich über die nächsten Monate bis in den Dezember 07 aus und es kam zu Gefühlsstörungen (Taubheitsgefühlen) auch am rechten Oberschenkel und weiters auch am linken Unter- und Oberschenkel bis rauf in den rechten Bauchraum und betraf auch die Geschlechtsorgane, teilweise strahlte es auch in den unteren Rücken aus. Und das ist schon irre grauslich, wenn man sich an Körperteilen berührt und die Berührung nicht spürt bzw. nicht merkt, ob man sich gerade kalt oder heiß duscht.

 

Schon im November 07 war mir klar, dass dies kein vorübergehendes Phänomen sein würde, wie ich zuvor kurzzeitig hoffte und ich ließ mir eine Überweisung zu einer Neurologin geben.

 

Die folgenden 3 – 4 Termine beim Facharzt, zogen sich zeitlich über viele Wochen hinweg, da man leider kaum schnelle Termine bekommt. Die Neurologin tippe lange Zeit auf eine Bandscheibenproblematik und so verging leider wertvolle Zeit.

 

Die MR Tomographien der BWS und der LWS im November 07 brachten zwar insgesamt 5 Bandscheibenvorfälle (Diskushernien) zutage, so gesehen lag sie nicht ganz falsch, aber allesamt erklärten alle 5 Vorfälle nicht meine Taubheitsgefühle in meinen bestimmten Körperregionen. Bei der Lage meiner Bandscheibenvorfälle hätte ich körperliche Ausfälle an anderen Stellen haben müssen.

 

Es ist trotzdem gleich mal eine ordentliche Watschn, wenn du es plötzlich schwarz auf weiß bekommst, dass du gleich 5 Bandscheibenvorfälle hast. Ich war kein schwer körperlich arbeitender Mensch, bei dem man so etwas vermuten würde. Ich wurde dahingehend belehrt, dass auch viele Büromenschen in den Genuss von Vorfällen kommen und dass sich meine Bandscheibenvorfälle wohl nur deshalb noch nicht massiv in Schmerzen ausdrückten, weil ich zum Ausgleich der Büroarbeit Sport betrieb und meine Muskeln rund um die Wirbelsäule stärkte.

 

Dann zog die Weihnachtszeit und das Neujahr 2008 ins Land und die Zeit verstrich bis dann endlich im Jänner/Februar 08 die Neurologin von ihrer Bandscheiben-Idee aufgrund meines Drängens umschwenkte auf die Fragestellung Encephalitis disseminata / Multiple Sklerose und ENDLICH eine MR Tomographie des Gehirns anforderte.

 

 

Ich hatte, muss ich vorausschicken, über den Jahreswechsel hinweg nämlich viel Zeit damit verbracht meine Symptome auf eigene Faust im Internet zu recherchieren und war schon bald für mich erstmals auf MS gestoßen.

 

Das war völlig unbekanntes Terrain für mich. Ich las mich ein und es war mir, ohne einen schulmedizinischen Nachweis dafür zu haben, rasch völlig klar, dass die Symptombeschreibungen sich mit meinen Beschwerden völlig deckten.

 

Tief in mir wusste ich: Ich hatte MS. Und ich durfte mich bereits lange vor einer offiziellen Diagnose vertraut machen mit meinem neuen Begleiter.

 

Die Gehirn MR Tomographie bestätigte dann anfangs Feb 08 diesen Verdacht und ich checkte schließlich Ende Feb 2008 in der OÖ Landesnervenklink stationär ein zur weiteren und definitiven Abklärung.

 

Mittels weiterer MR Tomographien und einer Liquorpunktion im Rückemark wurde ich eine Woche später mit der Diagnose Encephalomyelitis disseminata aus dem stationären Aufenthalt entlassen.

 

6 Monate nach Auftreten der ersten Symptome hatte ich also Gewissheit.

 

Es stand fest.

 

Und mir fiel ein riesiger Stein vom Herzen, da ich nun auch schulmedizinisch, meinen Beschwerden endlich einen Namen geben konnte. Das klingt vielleicht etwas schräg, aber ich war wirklich froh zu wissen, was mit mir passiert ist.

 

Ich bekam einige Flaschen Cortison im Krankenhaus, dementsprechend aufgedunsen kam ich raus und musste ausschleichend für weitere 9 Tage Cortison-Tabletten einnehmen und hatte für April 08 den nächsten Kontrolltermin in der MS Ambulanz erhalten.

 

Was ich noch nicht erwähnt habe. In diesen Monaten Dezember, Jänner, Februar, konnte ich kaum mehr 100 m weit zu Fuß gehen, ohne dass ich mich nicht vor lauter Erschöpfung hinsetzen und ausruhen musste. Ich hatte arge Gleichgewichtsstörungen und schaffte es nur mit viel Mühe die 2 Stufen bei der Straßenbahn (es waren damals noch die alten Straßenbahngarnituren) ein- und auszusteigen. Ich war es gewohnt mind. 2 Stunden durchgehend laufen zu gehen und jetzt sowas. Ich hatte mich plötzlich herumzuschlagen mit Erektionsstörungen, Stuhlentleerungsstörungen und Blasenentleerungsstörungen. Ich meine ich war 39 !!!

 

Und trotzdem war da gleichzeitig so eine innere positive Kraft in mir, die mich bereits am Tag meiner Diagnose im Krankenhaus wieder in den Vorwärtsgang schob und mir Mut machte für die auf mich zukommende Zeit.

 

Und glaube es oder nicht, bereits am darauffolgenden Tag der Diagnose wusste ich, es würde da auch wieder einen Weg raus geben für mich, schließlich bin ich da ja auch irgendwie reingeraten in dieses Schlammassel. Ich wusste noch nicht wie, aber ich wusste ich will nicht in einer Starre verharren und es einfach geschehen lassen.

 

Das war mein erster und zugleich letzter Schub sagte ich mir wie ein Mantra, ohne damals überhaupt zu wissen was Mantren sind.

 

Man informierte mich über MS Selbsthilfegruppen und riet mir da auch hinzugehen, um mich austauschen zu können mit Menschen, die teilweise bereits im Rollstuhl sitzen.

 

Alles in mir sagte NEIN! Ich wollte mich auf keinem Fall mit Menschen umgeben, die vielleicht noch schlimmer dran sind als ich. Das war einfach nicht mein Weg.

 

Da mir auch gesagt wurde, es gäbe keine Heilung und ich müsse mich darauf einstellen, dass die Symptome mit jedem Schub schlimmer werden würden, weckte das wohl all meine inneren Widerstandkräfte in mir. Ich hatte keine Lust mich mit anderen MS Patienten austauschen was wohl als nächstes geschehen werde mit mir, sondern ich wollte zurück in mein Leben.

 

Und ich spürte auch eine unmittelbare Dankbarkeit, für das Geschehene, ohne dass ich diese Dankbarkeit einordnen hätte können. Ich fühlte mich als hätte ich eine Art von Geschenk bekommen, hier im Krankenbett liegend und die Cortison-Flasche ober mir beobachtend, wie sie sich langsam in mir leerte.

 

Erst später in der Rückschau konnte ich diese Dankbarkeit bewusst begreifen und verstehen.

 

Meine Aussicht war, mich alle 2 Jahre in die MR Röhre zu legen, um zu kontrollieren, wie es um die Entzündungen in meinem Rückenmark und Gehirn steht und mir selbst Interferon Spritzen bis an mein Lebensende zu injizieren (damals gab es nur die Spritze und noch keine Medikamente zur oralen Einnahme) und eventuell ein Rollstuhl.

 

Nicht ein einziges Mal war ich auch nur versucht mir so eine Spritze auch tatsächlich zu verabreichen, schon gar nicht als ich die Berichte las und von anderen Betroffenen hörte, welche Nebenwirkungen (grippeähnliche Symptome) das Interferon jedes Mal hervorrufen soll.

 

Ich legte mich in Folge noch 2x bei den 2-jährigen Kontrollen in der OÖ Landesnervenklinik in die Röhre. Jedes Mal attestierte mir die MR Tomographie gleichbleibende Entzündungswerte ohne jegliche Verschlimmerung. Und der Oberarzt war jedes Mal sehr erstaunt, als ich ihm sagte ich würde nichts einnehmen und mir nichts spritzen. Er akzeptierte es und meinte, solange ich so stabil sei, seien auch keinerlei Interferon Spritzen notwendig.

 

Seit 2012 war ich nie wieder dort. Wozu auch?

 

Sollte es mir schlechter gehen, könnte ich immer noch auf diese Spritzen zurückgreifen.

 

Da es mir aber ganz im Gegenteil sehr gut ging, wollte ich mich mit meiner Krankheit nicht weiter auseinandersetzen und beschloss keinerlei Kontrollen mehr zu machen. Schon alleine wegen dem Kontrastmittel nicht, dass einem da immer vor dem MR injiziert wird. 😊 Nein ernsthaft, ich verlies mich drauf, dass mein Körper es mir künftig zeigen würde bzw. ich Botschaften meines Körpers bekommen und auch hören würde.

 

Und ich war sehr gut beraten damit, mich mit positiven Dingen zu beschäftigen, anstatt mich im eigenen Mitleidsbad zu suhlen.

 

Und das bezeichne ich heute im Nachhinein als meinen wichtigsten Baustein, den ich besitze und mit dem ich imstande bin Krisen zu trotzen. Heute ist das Wort Resilienz (die Eigenschaft mit belastenden Situationen umgehen zu können) in aller Munde, damals war ich resilient und immer positiv denkend, und ich fühlte mich auch unkaputtbar…und wollte aktiv ins Tun kommen, um mich da selber wieder rauszuziehen. Ich hatte mich schließlich auch selbst da hineinmanövriert. Niemand Anderes. Ich ganz alleine.

 

Ich war auf Reha und hatte wieder Energie getankt und stand in den Startlöchern.

 

Bevor ich so richtig losmarschieren konnte in mein neues Leben nach meiner Diagnose, wurde ich jedoch gleich wieder unsanft vom Leben ausgebremst, so als ob es keinen Sinn machen würde einfach nur positiv voranzuschreiten, ohne sich vorher auch die ganzen Themen hinter der Erkrankung anzusehen.

 

Nur wenige Wochen nach mir (man könnte durchaus auch sagen zeitgleich) bekam meine damalige Frau die Diagnose Schwarzer Hautkrebs (Malignes Melanom). Das ist ein aggressiver, sehr bösartiger Hauttumor. Im Vergleich zu anderen Hautkrebsarten streut er relativ früh in andere Organe (Metastasen). Es war niederschmetternd. Die Ärzte gaben ihr max. 2-3 Jahre, der Tumor streute tatsächlich schnell und nachdem ich, von meinem Dienstgeber unbezahlt aber genehmigt, in Hospizkarenz gehen konnte, um meine damalige Frau in den letzten Monaten zuhause zu pflegen, verstarb sie 2010 (nach 16 gemeinsamen Jahren Ehe). Unser Sohn war zu dem Zeitpunkt gerade 10 Jahre alt.

 

Wir hatten uns zeitgleich beide eine schwerwiegende, ernsthafte Krankheit ins Leben gezogen. Der Unterschied war, ihre war tödlich, meine nicht.

 

Es war eine Zeit voller Entbehrungen, Sorgen, Schmerz und Trauer und dem Bestreben doppelt stark zu sein, um neben Beruf und Haushalt auch noch den Alltag mit meinem Sohn zu schaffen. Der Spagat, Vater und Mutter gleichzeitig sein zu wollen, gelang mir nur schlecht und für meine eigenen Heilungsweg blieb auch viel zu wenig Zeit. Ich hatte mich rund um die Uhr um etwas zu kümmern. Um alles halbwegs auf die Reihe zu bekommen, reduzierte ich auch meine Arbeitszeit, was natürlich wiederum finanzielle Einbußen mit sich brachte, wo doch ohnehin das Einkommen durch den Tod meiner damaligen Frau bereits weggebrochen war. Die Miete wollte trotz allem bezahlt werden und die Ersparnisse mussten herhalten. Die Zeit als alleinerziehender verwitweter Vater war herausfordernd. Ich hatte den Vorteil, von Beginn weg gewusst zu haben, dass meine damalige Frau nur mehr eine gewisse Zeit zu leben hatte und ich konnte sozusagen langsam hineinwachsen in dieses neue Gefüge. Unser Sohn konnte das nicht. Es war schlimm für ihn, als er seine Mutter verlor. Schließlich sagt man einem 8/9-Jährigen wohl eher nicht, zumindest wir taten es nicht, dass seine Mutter in den nächsten 2 Jahren sterben wird.

 

Ich war also in diesen ersten Jahren doch sehr gehandicapt, was meinen eigenen Prozess der Heilung betraf, da ich verständlicherweise meine Energien nicht uneingeschränkt mir selbst widmen konnte.

 

Zurück zu meinem Weg.

 

Einer meiner ersten alternativen Wege führten mich im Mai 08 zu einem TCM Mediziner in Linz, der mir anfangs schon etwas schräg vorkam. Aber gut, ich war bis dahin ja auch nur schulmedizinische Ärzte gewöhnt, die sich eigentlich nie so ausführlich mit mir unterhalten haben wie dieser TCM Mediziner.

 

 

Ich kam raus mit 2 weiteren Bausteinen für meine Gesundwerdung. Einer Phytotherapie, also einer Kräutermischung, die mir der TCM Mediziner zusammenstellte und ich mir in der Apotheke mixen ließ sowie einer dringlichen Empfehlung Qi Gong zu praktizieren.

 

Wieder 2 völlig neue Dinge für mich zu dieser Zeit, aber ich fühlte mich stets gut geführt und vertraute darauf.

 

Ich wusste nicht welche Kräutermischung mit welcher genauen Wirkung ich da bekam – ich ging ins Vertrauen. Ich war ohnehin viel zu unerfahren in solchen Dingen und ich verließ mich auf mein Bauchgefühl. Und das fühlte sich gut an. Und falls es letztlich doch nur der Glaube daran war, dass ich mir damit Gutes tue – völlig unwichtig. Ich tat jedenfalls etwas und mein Körper dankte es mir. Einige Monate lang nahm ich die Kräuterlein zu mir und unterstützten mich sehr.

 

Tja und dann war da noch dieses „Qi Gong“. Der dritte Baustein meiner Gesundung.

 

Zuerst dachte ich, recherchiere mal, wie ich es immer zu tun pflege. Einige Aha-Erlebnisse später wusste ich zumindest, worum es sich hierbei handelt und machte mich auf die konkrete Suche im Raum Linz nach Plätzen, Kursen oder Menschen, bei denen ich eventuell Qi Gong kennenlernen könnte.

 

Ich wurde sehr gut geführt vom Leben und wurde fündig. Viele viele durchgeklickte Homepages später fand ich sie. Irene Hewarth und Ihr Shaolin QiGong Linz.

 

„Wenn der Schüler bereit ist, erscheint der Lehrer.“

 

Eine wohltuende sehr authentische Präsentation im Internet – fernab von all den modern gestylten Hompages, die ich sonst so fand, dafür mit viel Herzlichkeit und Achtsamkeit gestaltet. Ich suchte nicht unbedingt einen Volkshochschulkurs oder ähnliches, sondern wollte bei jemanden lernen, wo ich ein wirklich profundes Wissen voraussetzen durfte. Und genau das fand ich bei meiner QiGong Lehrerin Irene – über20 Jahre Erfahrung und eine Freundschaft, die noch heute besteht. Meine absolute Empfehlung. Sogar mein damaliger Erfahrungsbericht aus dem Jahre 2009 ist noch auf der Homepage zu finden

 

HIER

  

Auf immer und ewig wird mich meine Dankbarkeit für dieses Geschenk begleiten. Eine Energiearbeit, die mir in dieser Zeit eine unsagbare Hilfe war.

 

 

Baustein Nr. 4:

 

Eine ganz wesentliche Umstellung betraf meine Ernährung.

 

Ich stellte meine Ernährung tatsächlich um 180 Grad um.

 

Ich aß zuvor schon nicht wirklich massig viel Fleisch, aber damit war es nun endgültig Schluss.

 

Kein Fleisch mehr und es wurde ab sofort nicht mehr nach Sonderangeboten möglichst günstig eingekauft, sondern möglichst BIO und hochwertig.

 

Ich war ab sofort 100 % Vegetarier. In erster Linie aus dem Aspekt der Gesundheit, des Wohlbefindens heraus (Fleisch ist entzündungsfördernd und nicht günstig für meine Autoimmunerkrankung).

 

Im Laufe der folgenden Jahre kamen allerdings nach und nach viele weitere, gute Gründe hinzu, wie ethische Gründe, Tierwohl,/Tierschutz, Umweltschutz, Nachhaltigkeit …, die mich sehr in meinem vegetarischen Lebensstil bestärkten.

 

Ich ernährte mich immer bewusster, in Folge habe ich alle Milchprodukte natürlich auch Käse aus meinem Leben verabschiedet, Weizen so gut es ging weggelassen und später auch Eier und tausend anderer kleinerer Dinge umgestellt. Mein Interesse für Ernährung wuchs stetig und so konnte ich mir einiges an Wissen ansammeln in diesen Jahren.

 

Ich ernähre mich seit dieser Zeit in Wahrheit größtenteils VEGAN ohne dabei dogmatisch, belehrend oder missionierend sein zu wollen. Nicht mehr, darf ich anfügen – anfangs war ich es sehr wohl – ich wollte alle überzeugen, auf Fleisch und Milchprodukte usw. zu verzichten. Ich durfte aber sehr bald merken, dass so eine Entscheidung im Menschen selbst von innen heraus reifen und entschieden werden muss und dass jeder seinen eigenen Weg finden darf.

 

Ob es Ausnahmen gibt in meiner veganen Ernährung?

 

Selbstverständlich gibt es die!

 

Ich bin nach wie vor Mensch - eingebettet in die Dualität unseres Erdenlebens - und ich gestehe mir natürlich Ausnahmen zu, wenn zB. im Kuchen ein Ei enthalten sein sollte oder ich mal ein nicht veganes Eis esse oder ein Weizensemmerl oder, oder, oder…

 

Also vegetarisch zu 100 % - vegan zu 90 / 95 %

 

Meine extremste Ernährungsform war in dieser Findungsphase die Rohkost Ernährung, die ich ca. 6 Monate lang probierte. Also grüne Smoothies und sonst nur Obst und rohes Gemüse, Nüsse, Früchte, Samen, Pflanzen.

 

Ich fühlte mich wunderbar und strotzte nur so vor Energie. Nach 4 Stunden Schlaf, wollte ich der Welt schon wieder einen Haxn ausreißen.

 

Auch diese sehr spezielle Zeit hat sehr zu meiner Heilung beigetragen. Ich bin jedoch wieder einen Schritt zurückgestiegen von reiner Rohkost, da ich Gewicht verloren habe und lt. Meinung Anderer nicht mehr gesund ausgesehen habe (ich persönlich fühlte mich jedoch wohl dabei, auch mit der Gewichtsabnahme) und vor allem, weil mir ständig kalt war.

 

Ich schätze diese Ernährungsform der Rohkost sehr, würde es dauerhaft jedoch nur mehr dann praktizieren, wenn ich in einem Land leben würde, wo das ganze Jahr über sommerliche Temperaturen herrschen. Hier bei uns in Mitteleuropa ist Rohkost für die wenigen Sommer Monate eine geniale Variante und ich kann es auch jedem nur raten es 2-3 Monate auszuprobieren. Die restliche Zeit des Jahres ist es für mich persönlich nicht so passend, da du absolut nichts Gekochtes oder über 40 Grad Erwärmtes isst bzw. trinkst und ich immer fror.

 

 

Baustein Nr. 5 - Das Fasten:

 

Ich war so wissbegierig zu dieser Zeit, saugte alles in mich hinein was mir das Leben so kredenzte und so stieß ich auch auf das Thema Fasten.

 

Ich war begeistert davon und ich nahm an einer Fastenwoche inkl. QiGong im Kloster Pernegg teil.

 

Es war herrlich. Diese Stille. Und wieder so viele neue Erfahrungen. Leberwickel, Einläufe, etc.

 

Fasten begleitet mich seither immer noch, wenn auch unregelmäßig, in verschiedenen Formen wie 7 – 10 tägiges durchgehendes Fasten 1x jährlich oder in Form des Intervallfastens übers ganze Jahr. Ich bin völlig überzeugt davon, dass dies nach wie vor eine immens positive Wirkung auf meinen Körper hat, meinen Verdauungstrakt entlastet und meine Immunabwehr stärkt. Speziell in der akuten Zeit hat es mir sehr gut getan mit dem Fasten in die Ruhe zu kommen und dadurch neue Energie zu schöpfen.

 

Diese ersten Jahre nach meiner Diagnose, waren eine äußerst lernintensive Phase in meinem Leben. So als hätte ich vieles aufzuholen an Bewusstsein, was mein Alltag zuvor bis hin zu meiner Erkrankung gedeckelt hatte. Unzählige Male dachte ich mir in der Rückschau, es kommt mir vor, als hätte ich vor meiner Erkrankung wie hinter einer dicken Nebeldecke gelebt und nicht verstanden was mein Leben von mir will.

 

 

Hier schließt sich nun auch gleich Baustein Nr. 6 nahtlos an.

 

Ich nenne es: Meiner inneren Führung vertrauen

 

Ich war sehr offen und sehr aufgeschlossen allen Dingen gegenüber, die neues Wissen in mein Leben brachten, von denen mir nie zuvor etwas zu Ohren gekommen war. Wahrscheinlich, weil ich nicht bereit dafür war.

 

Völlig neue Betrachtungsweisen und Perspektiven taten sich danach auf.

 

Und diese Aufgeschlossenheit ist mir bis heute geblieben.

 

Immer über den Tellerrand hinausblickend.

 

Vieles hinterfragend, was ich zuvor als Gegeben, als Unveränderbar betrachtete.

 

Selbst recherchierend, mir selbst meine eigene Meinung bildend.

 

Und vor allem zu mir und meiner Meinung zu stehen und immer wieder ins Vertrauen zu gehen.

 

Meine durch und durch positive Grundhaltung war mir Zeit meines Lebens eine große Stütze dabei.

 

Nicht das ich ausnahmslos immer ein fröhlicher Mensch wäre, nein gar nicht. Ich habe auch sehr nachdenkliche, melancholische bis depressive Seiten in mir.

 

Ich meine, dieses Sicherheitsgefühl in mir, dass mir letztendlich immer sagte und sagt: Alles ist oder wird gut.

 

Diese Gabe ist mir angeboren oder wurde mir vererbt oder habe ich mir selbst ins Leben mitgenommen – keine Ahnung. Wie auch immer ich bin jeden Tag dankbar dafür.

 

Ich habe mich, auch das gehörte dazu, von vielen Dingen, Gewohnheiten und Energien getrennt, die mir nicht mehr guttaten.

 

Ich habe mich von vielen Menschen getrennt, wo ich merkte, wir sind nicht mehr im gleichen Rhythmus unterwegs.

 

Ich habe vieles losgelassen, wo ich zuvor dachte, ich brauche es oder sie oder ihn, um glücklich zu sein.

 

Ich nahm viel Druck aus meinem Leben raus! Und ich sah mich vor allem niemals in einer Opferrolle.

 

 

Und was denkst du ist passiert?

 

 

Ausnahmslos nur Schönes.

 

 

Neue Dinge kamen in mein Leben.

 

Neue Menschen bereicherten mein Leben.

 

Neue Türen öffneten sich.

 

Jedesmal.

 

Und mir wurde klar, dass nichts im Außen mich jemals derart glücklich machen würde, mich niemand im Außen jemals derart lieben würde, als ich mich selbst in der Lage bin zu lieben und wie befriedigend es ist, mein Glück von innen heraus zu spüren.

 

 

Baustein Nr. 7 klingt vielleicht ganz gewöhnlich…

 

Tankstellen und Dankstellen

 

Ich fand sie - meine persönlichen Tankstellen und Dankstellen im Leben. Ich höre in letzter Instanz immer auf mein Herz und kaufe meinem Ego nicht mehr alles ab, was es mir so flüstert, denn ganzen lieben Tag.

 

Ich weiß heute was mir wirklich Energie gibt, und das war lange Zeit meines Lebens nicht so – in meinem Fall sind es unter anderem Stille-Oasen, in die ich mich immer gern zurückziehe und auftanke.

 

Dankstellen, also „Momente des Dankes“ finde ich auch am laufenden Band immer und überall und ich bin unsagbar Dankbarkeit für meine Lebensreise, die mich schon so vieles lehrte und mir immer die richtigen Menschen zur Seite stellte. Alles war genau so richtig wie es passiert ist.  Es gibt nichts zu bereuen, keine Schuldfragen oder offenen Rechnungen und schon gar keine Klagemauern, wo ich Buße zu tun hätte.

 

Es ist alles dafür angerichtet – um glücklich zu sein. Ich stand mir nur viel zu viele Jahre selbst im Weg dabei. Und dazu gehörte auch die hartnäckige Nuss des Verzeihens. Insbesondere die Disziplin sich selbst seine Fehler und menschlichen Unzulänglichkeiten und Irrtümer zu verzeihen bzw. die eigenen negativen Seiten annehmen und akzeptieren zu lernen.

 

Ich danke vor allem auch mir selbst, dass ich immer bereit war zu reflektieren und neue Erkenntnisse in mein Leben zu integrieren und umzusetzen. Veränderungen, welcher Art auch immer, betrachte ich heute als absolut positiv, als Quelle der Lebendigkeit – früher machten mir Veränderungen im Leben einfach nur Angst und ich sah die Chance nicht, die sich hinter jeder Veränderung verbirgt.

 

Das allerschönste Geschenk, dass man in so einem Erdenleben erfahren kann, ist es wahrscheinlich einen Menschen zu finden, der einem begleitet, mit einem das Leben teilt. Manchmal nur eine kurze Zeit – manchmal ein ganzes Leben lang.

 

Es ist eines, nach einer Erkrankung den Turnaround zu schaffen. Es ist ein anderes über Jahrzehnte hinweg in seiner Gesundheit stabil zu bleiben und nicht wieder in altes Fahrwasser, in alte Muster zu verfallen.

 

Mit einem Menschen an seiner Seite, der dir jeden Tag seine Liebe zeigt, ohne dich oder sich davon abhängig zu machen, der dir bei allen Herausforderungen hilft und an dich glaubt und zu dir steht, geht vieles um so viel leichter. DANKE Liebste, DANKE Susanna, dass du mich ohne Pause unterstützt und gestärkt hast in dieser Heilungsphase meines Lebens.

 

Liebe/r Leser/in, es gibt unzählige Wege HEIL zu werden.

 

Ich denke ein jeder geht anders mit einer Erkrankung oder einem Schicksalsschlag um. Manche werden still und leise, ziehen sich zurück, andere werden wütend und fragen sich „Warum ich?“ Während manche aufgeben und es sich in der Opferrolle gut einrichten, sehen es manche als Chance, als Botschaft und stellen sich optimistisch dieser Herausforderung und gehen gestärkt aus diesem Tal des Lebens hervor. Bereit den nächsten Gipfel zu erklimmen.

 

Dies war und ist mein ganz persönlicher Weg. Es liegt mir völlig fern, hier über andere Wege anderer Menschen zu werten.

 

Ich möchte dir hier nur aus dem Stand heraus, eine wenn auch noch unvollständige Aufzählung von Bausteinen, die mich durch diese Zeit getragen haben, schenken.

Wenn es nur einem Menschen eine Hilfe ist, ist mir die Übung schon gelungen.

 

Wenn ich jetzt nicht aufhöre zu schreiben, fallen mir ohnehin noch dutzende Themen ein, die hier noch Erwähnung finden müssten. Dann entwickelt sich das Ganze allerdings zu einem Buch und geht über eine Erzählung weit hinaus.

 

verfasst 2021